Goemon5: Blog Tagebuch

Goemon5 in Norway

Goemons Gruseliges Tagebuch

In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.

 Die zeitliche Abfolge folgt übrigens den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden (unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.

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Donnerstag

8.4.2010

Klimaschmutz

Die glorreiche ESA (European Space Agency; zu deutsch: Satelliten-Suchties) hat ein noch glorreicheres Weltraumprogramm zur Erforschung des Klimawandels gestartet. Von einer kleinen Weltraumbasis in Kasachstan erhob sich heute ein neuer Satellit ins All, um von einer sicheren Erdumlaufbahn aus Daten über Eis zu sammeln. Mit dem CryoSat-2 können europäische Forscher nun Zentimetergenau beobachten wie Grönlands Gletscher und unsere Polkappen dahin schmelzen. Offizielle Begründung für das 140 Millionen Euro schwere "Forschungsprojekt" ist eine bessere Untersuchung des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die polaren Eismassen. So können wir nun also mit wesentlich größerer Präzision zuschauen wie unsere Erde auf den klimatischen Niagarafall zusteuert. Das erinnert mich an die Fahrer von diesen hypermodernen Nobellimousinen. Die fahren ja anderen Verkehrsteilnehmern auch nur deshalb ins blecherne Rektum weil ihre Instrumente die Annäherung und die genaue Mechanik des Aufpralls so exakt anzeigen. Derart geniale technische Finessen muss man doch einfach mal ausprobiert haben. Oder nicht?

Die etwas andere Lösung
Volker Liebig, ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme meint zu seinem neuen Superspielzeug: "Wir wissen bei weitem noch nicht genug über den Klimawandel und das globale Klimasystem. Mit Satelliten kann man globale Datensätze einfach erheben und die Technologien sind jetzt reif. Und deswegen kommen die Wissenschaftler auch mit sehr guten Ideen ..." An diesem Punkt brach der ARD-Report den Wortschwall des obersten Geldvernichters der ESA einfach ab. War auch besser so, mir war nämlich schon speiübel. Das wenige was wir über den Klimawandel wissen lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: produzierende Industrie und Energieerzeuger blasen Treibhausgase und andere Schadstoffemissionen in unsere Atmosphäre, was zu einem erhitzen Weltklima und anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. (Stichworte: Treibhauseffekt und Feinstaub; nee, das erklär' ich jetzt nicht noch mal.) Diese Erwärmung führt zu Wüstenbildung und Gletscherschmelz. Das schnelle Schmelzen der Gletscher wiederum sorgt dafür, dass in Bangladesh die Flüsse anschwellen, während in Nordwest-China die Flüsse versiegen (wo kein Gletscher, da kein Schmelzwasser, da kein Fluss).

Bedenkt man, dass unverwüstete Agrarflächen und fließendes Wasser einigermaßen essentiell für die Ernährung einer wachsenden Erdbevölkerung sind, sollte bei dessen Fehlen ein großes rotes Dringlichkeitssymbol auf dem Steuerpult aufleuchten. Der deutsche Durchschnittsautofahrer würde jetzt die nächstbeste Tankstelle anfahren, um Ölwechsel oder Nachbetankung einzuleiten; bei Bedarf wohl auch beides. Aber unsere Mentalversiechten Forscher von der Geldverbrennungsagentur ESA haben eine wesentlich pragmatische Lösung gefunden. Jene Tüftler installieren erst einmal mit großem Geschick ein umfangreiches Beobachtungssystem, das dann ganz exakt anzeigt in welcher Reihenfolge die einzelnen Bauteile des Fahrzeugs durch fehlendes Öl den Geist aufgeben. Ist das Fahrzeug erst einmal schrottreif, kann man dann rückblickend genau sagen, an welcher Stelle ein Eingreifen gerade noch hilfreich gewesen wäre.

Angenommen ein Badegast im Schwimmbad bekommt einen Wadenkrampf und geht in Folge dessen unter. Da geht der Rettungsschwimmer doch nicht hin und misst erstmal aus wie tief der Ertrinkende schon unter der Wasseroberfläche ist. Oder entwickelt Modellbeispiele um die gesundheitlichen Folgen jenes Vorgangs genauer simulieren zu können. Im Idealfall schwimmt er zum Ort des Geschehens und fischt den Ertrinkenden raus. Weil es sein dreimal verfluchter Job ist. Aber das ist wohl auch eines jener großen Probleme unserer Industriegesellschaft: Es gibt keinen staatlich anerkannten Arbeitsplatz für Klimaretter. Die Regierung arbeitet ja lieber gegen uns; Aufweichung der Abgasnormen statt Regulierung des Schadstoffausstoßes. Da können internationale Wissenschaftler Modelle und Korrelationskurven präsentieren so viel sie wollen, unsere Politiker helfen lieber jenen wenigen Menschen denen sie ihre opulenten Wahlkampfspenden verdanken, als den vielen Bürgern für die sie Verantwortung tragen. Ich bin ja nur froh, dass ich die Rettungsschwimmer mit dem Badepass mitbezahle!

Geld, Geld, Geld
140 Millionen Euro mögen für Banken keine ungewöhnliche Summe sein, das versenkt man schnell mal in ein oder zwei Aktienfonds oder Hotelpleiten. Aber jene Summe reicht zum Beispiel auch aus um Windkraftanlagen für etwa 160 Megawatt zu kaufen. Oder Solarstromanlagen mit gut 77.5 Wegawatt. Anlagen wohlgemerkt, ganze Systeme die über Jahrzehnte hinweg nachhaltig elektrische Energie erzeugen und damit das Weltklima am verschlechtern hindern. 140 Millionen Euro sind auch ziemlich genau die Unkosten für eine Vollzeitbeschäftigung von gut 1.700 Arbeitern über drei Jahre. Oder eben die Mittel für einen Satellit der über drei Jahre hinweg haargenau aufzeigt warum die Investition in nachhaltig sauberen Strom die bessere Investition gewesen wäre. Hat ja auch was: "rückblickend können wir mit einiger Zuversicht mitteilen, dass die Finanzierung von umweltschonender Energieerzeugung vor drei Jahren eine sehr gute Lösung gewesen wäre." Gut, dass wir darüber gesprochen haben ...

Als Sahnehäubchen auf dem Treibhauskuchen durften dann noch gut einhundert Sesselfurzer auf Staats- und Universitätskosten nach Kasachstan fliegen, um dem Klima-Debakel live beizuwohnen. Dass Flugreisen im Allgemeinen und Raketenstarts im Besonderen kein gutes Verhältnis zum Klimaschutz haben, muss ich hoffentlich nicht weiter ausführen. Zusammenfassend lässt sich wieder einmal vermitteln, dass Politiker eher Menschen des Wortes denn der Tat sind. Naja, der Umgang mit Worten ist Leuten wie FDP-Guido eigentlich auch eher befremdlich. Aber unserer neuen Außeneule werden die Texte ja eh vorgeschrieben, und da er kaum ausländisch spricht, liegt die eigentliche politische Verantwortung dann eher beim Übersetzer. Doch zurück zum finanzpolitischen Armageddon!

Warum finanziert die deutsche Staatskasse immer wieder einen solchen Unsinn mit einer derartig hohen Geldsumme? Da könnte man auch für 60 Millionen Euro Unternehmensberater engagieren und mit der Frage beauftragen: "Warum sind so viele Menschen in Deutschland arbeitslos?" Als Endergebnis einer solchen grenzdebilen Studie würde das Arbeitsamt dann in "Agentur für Arbeit" umbenannt werden, und versuchen mehr Stellen zu vermitteln. Wattema', das gab's ja doch schon?! Dieser grandiose Ratschlag war aber auch ein echtes Schnäppchen, oder? 60 Millionen Euro für die Feststellung, dass Arbeitslosigkeit und Anzahl der Arbeitsplätze sich reziprok verhalten. Ein Hoch auf die Agentur Berger für diese wissenschaftlich fundierte und hochkomplexe Feststellung! Jetzt denkt aber lieber nicht darüber nach, wie viele Arbeitsplätze und Wirtschaftsinitiativen man mit 60 Millionen Euro hätte finanzieren können, das hat schon beim Klimabeispiel nicht gerade für Jubelstimmung gesorgt. Macht aber nix, ich kann nämlich schon ohne Schwimmflügelchen schwimmen. Und Krämpfe bekomme ich nur, wenn Guido durch die Abendnachrichten purzelt.

Zum Schluß noch ein Video das überhaupt keinen Bezug zum heutigen Thema hat, aber meiner Schwester ganz bestimmt Freude bereitet:

ESA Klimaschmutz satellit


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