Goemon5: Blog Tagebuch

Goemon5 in Norway

Goemons Gruseliges Tagebuch

In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.

 Die zeitliche Abfolge folgt übrigens den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden (unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.

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Samstag

20.2.2010

Der Sinn des Lebens

Da habe ich gestern so lange meinem verschiedenen Sustainability-Boss nachgehuldigt, dass ich den eigensinnigen Zweck jenes Blogs ganz aus den Augen verlor. Eigentlich wollte ich ja über den Sinn des Lebens schreiben, für mich als gläubigen Atheist kein einfaches Unterfangen. Da hängen wir unser menschliches Gemüt an Objekte, Geschehnisse und Personen, und am Ende fragt man sich schließlich, was nun der Zweck jener Geschichte war. Der menschliche Geist ist nicht eher zufrieden als dass er seiner kümmerlichen Existenz einen höheren Sinn zugestellt hat. Für andere Kreaturen, wie Eichhörnchen oder Maikäfer ist das wesentlich einfacher: groß werden, Nachwuchs zeugen, sterben, fertig! Aber mit der immensen Gehirnkapazität die uns Hominiden dank darwinscher Evolution zu Teil wurde, stellen wir uns andauert unlösbare Fragen wie jene nach der Herkunft des Universums, der Definierbarkeit von Zeit oder eben dem Sinn des Lebens.

Gott und Glaube
Vor einigen Jahrtausenden begannen pfiffige Teilhaber der gesellschaftlichen Oberschicht sich diese unlösbaren Fragen zu Nutze zu machen. Eine höhere Macht, genannt Gott, war verantwortlich für all das Leben auf der Erde und das beste Lebensziel war folgerichtig, jenem göttlichen Wesen zu dienen. Und wie macht man das am besten? Genau, beten und Opfergaben im Tempel darbringen. Letzteres kann mit großem Spektakel verbunden werden und zieht folglich mehr Aufsehen und Anhänger nach sich. Darum gehen Menschen auch heute noch gern in die Kirche, weil sie dort ungesicherte Antworten bekommen, auf eine Frage, die sich ohne ein ausreichend schlichtes Gemüt gar nicht stellen würde. So nun darf der standfest Kirchengänger seine Arbeitswoche im sinnfreien Trott verbringen, Äpfel aus Nachbars Garten stehlen und Donnerstagabend die Mitmenschen am Stammtisch anpöbeln. Zwei Bedingungen sind aber mit jener schier grenzenloser Glückseligkeit verbunden: 1) am Sonntag wird artig zur Gemeindekirche gepilgert und der ganze Mist den man die Woche über verzapft hat wird dem ortsansässigen Prediger gebeichtet. Anschließend ist alles wieder gut und der Spaß kann weitergehen.
2) man darf keinen Suizid begehen. Früher hieß das noch "Du sollst nicht töten", aber diese Regel wurde aufgrund politischer Querelen mit anderen Glaubensgemeinschaften (z.B. Kreuzzüge) schnell wieder verworfen. Was bleibt ist, dass man sich nicht selbst töten darf. Kühe, Eichhörnchen und aufdringliche Anhänger anderen Glaubens darf man als gläubiger Christ getrost zum Nachleben verhelfen, so man brav hinterher zu Gott petzen geht. Aber man selbst und andere Christen sind vom Umtausch ausgeschlossen. Eine kleine Hoffnung gibt es aber, denn wenn der Bruder nicht ganz exakt den eigenen Vorstellungen von Gottesfurcht entspricht, ist er ja eigentlich schon wieder ein Glaubensfeind (siehe Katholiken Vs. Protestanten).

Da könnten sich also nun zwei lebensmüde Christen im Felde treffen und entscheiden, dass ihr Gegenüber nicht der christlichen Gesinnung entspricht. Dann könnten sie sich ohne Reue gegenseitig umbringen und kämen beide in den Himmel, für Gottestreues Benehmen, im Sinne der Eigenliebe. Dass nicht mehr Christen dieses gesetzliche Schlupfloch nutzen, spricht doch sehr für das mangelnde Verständnis christlicher Glaubensbekenner gegenüber ihrem eigenen Anbetungssystem. Mal ehrlich, warum sollte man sich mit all den irdischen Irrtümern und Zweiflern herumärgern, wenn man auch relativ problemlos im Dienste Gottes sterben kann und dafür ins ewige Paradies gelobt wird?
Muslimische Märtyrer haben das System verstanden, gehen aber den komplett falschen Weg. Warum sollte Gott jemanden dafür entlohnen, dass er potenzielle Glaubensbekenner von ihrem irdischen Leiden erlöst, anstatt sie zu bekehren? Nein, Selbstmordattentäter kommen ganz sicher nicht ins Paradies; zu viel schlechtes Karma, zu viel planloser Aktivismus.

Buddha macht's besser
Buddhisten haben begriffen wie der religiöse Hase hoppelt. Da wird man zwar nach guten und schlechten Taten bemessen, aber das strunzdumme Himmel-und-Hölle-Prinzip bleibt in der theologischen Grabbelkiste. Buddhisten beten nicht für Vergebung, sondern für Erlösung. Katholiken erzählen zwar ähnliches über ihre Gebetsgänge, meinen aber das Gegenteil. Wer keine Katholiken kennt: das sind diejenigen Typen die von Montag bis Samstag schnorren und stehlen, und am Sonntag alles Vergessen machen indem sie zwei bis drei Rosenkränze vor den Altar werfen. Unglaublich schizophrene Glaubensgemeinschaft!

Aber ich war ja noch bei Buddha und seinen Philosophen. Nach jener Philosophie ist es also das Beste erst einmal gar nichts zu tun, solange nicht alle inneren und äußeren Verhältnisse abgeklärt sind, man kann ja nie wissen ... (diesen Teil haben CDU-Politiker bereits verinnerlicht). Am Ende werden wir dann alle wiedergeboren, und die Gesamtheit unserer Taten entscheidet über die Form in der wir die irdische Welt erneut betreten. Leute mit positiver Bilanz kommen als Gott zurück, Menschen mit negativem Karma-Konto eher als Höhlentroll oder Kakerlake, was in letzterem Fall vermutlich zu baldigem Wiederableben führen dürfte. Sei es drum, das Karma steht für unser Selbst (die korrekte Übersetzung ist übrigens "Kamma", aber MS Word streicht mir das immer als Fehler an; vermutlich wegen Verwechslungsgefahr mit der "Kamma des Schreckens", einem in doppelter Hinsicht schrecklichen Buch über glücklicherweise religionsfreie Magier). Das Karma bleibt also nach dem Ableben erhalten und bestimmt über die weitere weltliche Ausprägung der menschlichen Essenz. Und nur wer diese Lehre der Leere verstanden hat und zum Zeitpunkt des Todes ein relativ neutrales Karma-Konto besitzt, der kann auch aus dem Kreislauf der Wiedergeburt entkommen und in das ewige Nibana eintreten, einem Ort ohne Existenz und Rückkehr. Das gibt Lebensmüden die Chance zur Erlösung, so sie das System verinnerlicht haben. Netter Zug von Buddha! Wenn man verstanden hat, dass alles doof ist und das Leben eigentlich nicht mehr Sinn macht als der Tod, kann man sich auch reuelos umbringen.

Christen beschützen sich vor dieser Wahrheitsfindung gern selbst indem sie behaupten, Menschen seien etwas Besonderes und es sei ihre Pflicht, ihrem Schöpfer möglichst stündlich für ihre Existenz zu danken. Muslime, Christen und Juden füllt es daher mit Stolz und Selbstsicherheit zu ihrem unsichtbaren Gott zu beten, das verleiht ihrem Leben einen tieferen Sinn, der ohne Religion nicht existieren würde. Im Austausch für ein wenig Fantasie bekommt der gläubige Christ also einen Stempel mit der Aufschrift "Wichtig" auf die Stirn gepresst.

Und ohne Glaube?
Doch zurück zu mir und meinem Problem der Glaubenslosigkeit. Ich weiß, dass Buddha und Nietzsche im Grunde Recht hatten und das menschliche Leben so ziemlich das Sinnloseste ist was dieser Planet bis dato hervorgebracht hat. Nihilismus ist definitiv eine Philosophie die ich in mein zentrales Gedankengut einschließe. Bleibt natürlich weiterhin die Frage, was man mit dem Tag anstellen soll, wenn das irdische Dasein prinzipiell keinen Sinn macht. Und da kann ich auch heute keine Lösung beisteuern, da die Uhr inzwischen eine anderweitige Beschäftigung meines Geistes ermahnt.

So verbleibe ich also mit einem aufmunternden Zitat: "From the cradle to the crypt It's a mighty short trip, So you better get it while you can." (Steve Goodman, The Ballad of Carl Martin)

Sinn des Lebens


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