In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.
Die zeitliche Abfolge folgt übrigens
den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden
(unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten
sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.
Donnerstag
4.6.2009 |
Medienmonster China: Wenn Zensur Normalität wird4. Juni. Abhängigkeitstag. China feiert sich und den bedeutsamen zwanzigsten Jahrestag des Massakers am Tian'anmen mit einer ausufernden Präsenz loyaler Polizeikräfte. In der Nacht zum 4. Juni 1989 wurden im Zentrum Pekings tausende Menschen getötet, in einem beispiellosen Blutbad der chinesischen Militär-Doktrin. Der Anfang vom Ende Da Studenten aber schon immer halsstarrig, borniert und mitteilungsbedürftig waren, entwickelten sich die zaghaften ersten Proteste unter dem Druck des totalitären Regimes zu einer regelrechten Freiheits- und Demokratiebewegung. In den ersten Maitagen hielten chinesische Studenten den Platz am Tor des himmlischen Friedens besetzt. Bis zum 3. Mai stellten sie Barrikaden in den angrenzenden Straßen auf und zündeten diese bei Bedarf auch an. Kniet nieder! Tausende Chinesen wurden in jener Nacht erschossen, einige starben später im Gefängnis, andere wurden von Panzern zerquetscht. So wurde aus dem Platz des himmlischen Friedens der Platz des kommunistischen Massenmords. Die tyrannische Diktatur Chinas ließ die pro-demokratische Demonstration in der Nacht zum 4. Juni 1989 von der Armee "auflösen" und breitete fortan einen Mantel des Schweigens über jene Geschehnisse. China heute Sobald ein Nachrichtensender Beiträge zum Massaker am Tian'anmen zeigt, bricht auf mysteriöse Weise die Verbindung ab. Viele Internetseiten sind gesperrt. Blogs oder Bildseiten können nicht aufgerufen werden. Für mehrere Tage ist China vom internationalen Informationsnetzwerk abgeschnitten. Aber kann diese selbstsüchtige Aktion wirklich die Wahrheit um die chinesische Gewaltherrschaft zurückhalten? Absolute Kontrolle Passanten laufen vorbei, Autos transportieren Geschäftsleute zur Arbeit. Nur wenige sind gekommen um der Opfer vor zwanzig Jahren zu gedenken. Politische Opfer einer diktatorischen Regierung, die ihr Ziel der totalitären Verschleierung offenbar erreicht hat. Ein mehrere tausend Menschen starkes Opfer, das scheinbar umsonst war. Freiheit ist nur ein Wort Selbst junge Menschen die dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern, Freunde oder Verwandten mit einer Blume auf deren Grabmal gedenken wollen, werden umgehend von Ordnungskräften abgeschirmt. Die politischen Nachfolger Maos haben gewonnen. In China weiß kaum jemand um ihre Gräueltaten, denn hier ist die Zensur eine totale und eine politische Inhaftierung oftmals eine endgültige. Was haben wir davon? Wenn wir morgens die Zeitung aufschlagen berichten dort Redakteure unzensiert über die Geschehnisse in der Welt. Haben wir keine Lust auf Lesen, beschallt uns das Radio mit einem bunten Programm aus Musik, Unterhaltung und Informationen; einem Programm das nicht durch den Staat reguliert oder beschnitten wird. Im Internet haben wir Zugriff auf alle erdenklichen Info-Seiten, wir können uns mit anderen austauschen und frei unsere Meinung äußern. Wir können durch die Stadt schlendern, uns vor das Brandenburger Tor stellen und Angie Merkel lauthals als Newbie beschimpfen, ohne uns vor militärischen Übergriffen und jahrzehntelanger Inhaftierung fürchten zu müssen. Kommunismus? Nein, danke! Doch hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren zumindest etwas verändert. Heute rollen keine Panzer mehr über den Platz des himmlischen Friedens. Heute stehen dort hunderte Polizisten, die jeden bedrohen oder abführen, der den Toten gedenkt oder eine Kamera hochhält. Präventivunterdrückung statt Massaker. Wenn das kein Fortschritt ist |