In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.
Die zeitliche Abfolge folgt übrigens
den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden
(unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten
sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.
Freitag
5.12.2008 |
Simbabwe - es reißt nicht abAngesichts von Zehntausenden Cholera-Opfern hat Robert Mugabe am Donnerstag den Notstand über Simbabwe verhängt. Zu spät, meinen die Nachbarn, Kommunikationspartner, Bündniskontinente, Geldgeber, ja, eigentlich die ganze Welt. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es bereits bei einigen Dutzend Cholera-Verseuchten möglich sein, eine beginnende Epidemie zu diagnostizieren. Mugabes Einsicht kommt demnach mindestens einen Monat zu spät.Und schon werden die Stimmen lauter, fordern die endgültige Entmachtung
des greisen Generals. Kenias Präsident Raila Odinga propagierte gegenüber
der BBC: "Die Machtteilung in Simbabwe ist tot und wird mit einem Diktator,
der nicht wirklich daran glaubt, nicht funktionieren." Weltweit kritisieren
Organisationen die Informationsarmut bezüglich südafrikanischer Krankheitswellen.
Condoleezza Rice, Außenministerin der USA, drückt das Geschehen ein
wenige freundlicher aus: "Es hat eine beschämende Wahl gegeben und
danach eine beschämende Teilung der Macht. Jetzt erleben wir den humanitären
Preis dafür." Selbst Desmond Tutu fordert den Sturz des selbst verwaltenden
Patriarchen, notfalls auch mit militärischer Hilfe.
Auf jeden Fall scheinen die unmittelbaren Nachbarn nun zu begreifen, warum die "afrikanische Lösung" im Fall Mugabe nicht wirkt. Seit den ersten Unruhen und militärischen Verfolgungen freier Wähler durch staatliche Truppen zu Beginn des Jahres hielt sich die afrikanische Staatengemeinschaft zurück und hoffte, das Problem würde sich irgendwie von alleine lösen. Auch als die Regierungspartei ganze Dörfer entwurzelte war aus der Nachbarschaft nur verhaltenes Murmeln zu hören, schließlich ging es immer nur um ein paar Hunderttausend Menschen, die meisten davon sogar völlig Fremde. Nun ist endlich ein Phänomen eingetreten das allen umliegenden Gebieten begreiflich macht, wie wichtig Völkerverständigung und Zusammenarbeit sind. Dem traurigen Anlass folgt demnach eine spektakuläre Erkenntnis: wir sind nicht allein! Wenn nun vielleicht sogar förderliche Taten folgen, kann man Cholera beinahe als Erlöser betrachten. (Man soll ja immer auch die Vorteile sehen.) Robert Mugabe, der senile Diktator hat indes ganz andere Sorgen zu bewältigen: seinem Geld geht der Wert aus. Die Inflation des Simbabwe-Dollars stagniert zwar momentan bei etwa 231 Millionen Prozent, doch einige Experten sprechen von vier- bis fünffachen Wertverlusten. Gestern brachte man daher ein paar Tonnen neuer Geldscheine in Umlauf, die mit ihrem Zahlwert von jeweils 10, 50 und 100 Millionen Simbabwe-Dollar den Zahlungsmittelverkehr erleichtern sollen. Als erster Erfolg sprangen die Endverbraucherpreise kräftig in die Höhe, so kostet zum Beispiel ein Laib Brot nicht mehr nur 2, sondern satte 35 Millionen. Tja, so richtig vorteilhaft klingt das auch nicht! Aber Mugabe wäre nicht Mugabe, wenn er auf dieses Dilemma nicht angemessen reagiert hätte. Die 200-Millionen-Note befindet sich bereits im Druck und wird schon bald für wirtschaftliche Stabilität sorgen. Na, wenigstens schiebt man somit Geldfälschern einen wirksamen Riegel vor. Bei derlei Verlusten kann sich das Kopieren staatlicher Banknoten niemals rentieren! |