Goemon5: Blog Tagebuch

Goemon5 in Norway

Goemons Gruseliges Tagebuch

In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.

 Die zeitliche Abfolge folgt übrigens den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden (unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.

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Samstag

1.11.2008

An der Nahrung gedreht

Es ist Samstag und Allerheiligen, welch glücklicher Umstand. Gedenken wir also aller Heiligen dieses verkorksten Planeten und beginnen mit der heiligen Missionierung menschlichen Gedankenguts. Was auf dem Spiel steht dürfte nach vergangener Berichterstattung über energy (r)evolution und Living Planet Report 2008 relativ klar sein, aber ich wiederhole es gern noch einmal: wir brauchen eine funktionierende Umwelt mehr als sie uns. Doch stirbt sie uns weg, schneller als jedes Klimamodell es berechnen könnte. Selbst bei stagnierender industrieller Entwicklung (was mit Blick gen Asien ziemlich utopisch ist) haben wir spätestens 2040 eine sehr karge und farblose Erde. Es ist daher notwendig, den weltlichen Dünkel der Ignoranz zu brechen und sich langsam für den Erhalt der eigenen Zukunft einzusetzen. Denn 2040 ist für die meisten von uns eine Zeitperiode in der wir die ältere, erfahrene Generation darstellen. Die Generation, die das Ruder herumgerissen hat oder jene, die es final verbockt hat, das ist eure Entscheidung. Bedenkt, dass es nicht um irgendwelche Wirtschaftsprognosen oder Regenwaldtierchen geht, sondern um eure persönliche Zukunft!

Da heute passenderweise auch Weltveganertag ist, fangen wir doch gleich mal bei der Ernährung an. Ich habe keine Ahnung, wer sich diese speziellen Feiertagsbezeichnungen immer ausdenkt oder was die Leute dazu treibt, sie zu überlagern, aber wir müssen wohl einfach das Beste draus machen. Jedes Jahr hat mindestens 365 Tage, das vorliegende sogar einen mehr. Reichlich Platz für Gedenktage, aber anscheinend plant man für die Zukunft vor und sichert sich schon jetzt die größeren Festtage, damit man später, wenn der Andrang steigt, eine bessere Position hat. Wie auch immer, Ernährung ist ein wichtiges Thema, gerade wenn man so wenig Zeit darauf verwendet wie wir Zocker.

Fleisch vs. Pflanze
Den Kern dieser Angelegenheit bildet die Erkenntnis, dass jeder heterotrophe Organismus nur einen Teil seiner eingenommenen Nahrung in Wachstum umsetzt. Bei einem Schwein entfallen zum Beispiel rund 90% des Inputs auf Stoffwechsel, Wärmeproduktion, Muskelbewegungen, Verdauungsprozesse, Synapsenaktivierung, Knochenaufbau und andere Lebenserhaltenden Maßnahmen. Von 10 kg Getreide landen letztendlich nur 450 g Kotelett auf dem Teller. Wenn wir dieses Verhältnis auf einen typischen Metzgerbesuch übertragen, habe ich die Wahl zwischen zwei Kilo Hafer und einem kleinen Steak. Nüchtern betrachtet, ernähren mich die 90 g Fleisch nur dann, wenn ich noch Kartoffeln und Rotkraut dazu kaufe, was nebenher bemerkt auch für eine langfristige Aufrechterhaltung der Proteinversorgung bürgt.

Wat der Bauer nicht kennt, frisst er nich'
Hat mal jemand versucht 2 kg Getreide zu essen? Also nicht roh und kernig, da scheue ich auch zurück. Aber als Bratling, Gebäck, Suppe, etc. lassen sich Hafer und Dinkel schon sehr lecker verarbeiten. Die meisten kennen das nur als Fertigbratling aus dem Kühlregal und das schmeckt zweifelsohne oft unangenehm. Aber als Vollweizennudeln mit Tomatensauce, Grünkernbratlinge mit Dillsauce, Apfelklöße, Reibekuchen oder Paprika-Chili-Frittata macht das Korn schon was her. Mein persönlicher Favorit ist Haferschleim. Sieht noch schlimmer aus als der Name es erahnen lässt, riecht über die Maßen uninteressant, schmeckt aber mit Zitronenpfeffer und Sojasauce wirklich super. Getreide ist meiner Meinung nach die ideale Möglichkeit das Kochen zu erlernen, weil man nicht viel falsch machen und zumeist ewig nachwürzen kann.

Die Welt in Zahlen
Der Durchschnittsdeutsche verschlingt im Jahr etwa 60 kg Fleisch, umgerechnet über ein Kilo pro Woche. Selbst wenn man großzügig rechnet und die Tonnen von Sägespänen, Tiermehl und Sonderabfälle mit einbezieht, die deutsches Schlachtvieh heutzutage verabreicht bekommen, kommt man somit auf etwa 20 kg Getreide pro Woche, wenn man auf das Fleisch verzichtet. (Für Hühner werden inzwischen Projekte erprobt in denen dem Federvieh der eigene Kot mit bis zu 40% Anteil in die Nahrung gemischt wird, was das Verhältnis freilich noch einmal aufhellen kann, allerdings auch nicht in ewigem Kreislauf funktioniert.) Ich persönlich kenne niemanden der täglich drei Kilo Weizen verdrücken könnte, für gewöhnlich gereichen pro Person und Mahlzeit etwa einhundert Gramm. Das heißt, der geneigte Veganer hat kaum ein Fünftel des Nahrungsmittelverbrauchs eines durchschnittlichen Fleischessers.

Wo führt das hin? Natürlich zu einer wesentlich geringeren Anbaufläche. Grafik 1 zeigt den Flächenbedarf diverser Nahrungsmittel, was unter Verrechnung des Nährwerts in Grafik 2 resultiert. Schlussendlich kann Agrarland mindestens fünfmal so viele Menschen ernähren, wenn man das Grünzeug schonend zu schmackhaften Gerichten verarbeitet, anstatt es umständlich an Rinder, Schweine und Hühner zu verfüttern. Das Ergebnis ist klar: der moderne Mangel an Lebensmitteln in ein gesellschaftliches Phänomen. Eigentlich haben wir Nahrung für die fünffache Anzahl an Menschen. Wir müssten uns nur umstellen (und kochen lernen).

energy (r)evolution
Da unser eigentliches Ziel ja die Senkung der Treibhausgasemissionen ist, wollen wir auch diesen Teil der Veganie beleuchten. Die unsäglichen Methan-Ausstöße von Rindern sollten hinlänglich bekannt sein. Mein Hund weiß die olfaktorischen Qualitäten von Kuhdung zwar zu schätzen, aber wenn er sich mal wieder geruchlich für seine Rehpirsch damit tarnt, wird er anschließend drei Tage lang nicht gestreichelt, das sagt schon einiges.
Grafik 3 stellt die Treibhausgas-Emissionen mehrerer Nahrungsmittel dar. Hier wurde allerdings nicht der Nährwert mit eingebracht, bei den veganen Feldern wären sonst gar keine Unterschiede mehr sichtbar. Rechneten wir diesen mit hinzu, müssten wir wieder fünf multiplizieren. Mal sehen, Grundemission von einem Kilo veganer Kost: fast 1000 g/kg, karnivor: gut 5000 g/kg. 5000/1000*5=25. Fazit: Fleischfresser provozieren mehr als den 25fachen Treibhauseffekt den der gemeine Pflanzenfresser inne hat. Wir können also, allein durch die Wahl der Nahrungsmittel, die negative Auswirkung auf unsere Umwelt um ein Vielfaches reduzieren. Na gut, ihr könnt, ich hab schon.

Gegenargumente
Ich kenne kein einziges Stichhaltiges Argument, das gegen eine Umstellung der Ernährungsweise auf vegan sprechen würde. Nennt mir eins, ich wiederleg's euch! Ganz besonders blöd sind, bei näherer Betrachtung, die Gesundheits-Einwände. Eine ausgewogene pflanzliche Ernährung stellt wesentlich mehr Aminosäuren, Ballaststoffe und Vitamine zur Verfügung als das fleischliche Äquivalent. Und Fette kann ich nun wirklich selbst synthetisieren. Außerdem entspringen sehr viele Zivilisationskrankheiten mitunter dem Fleischverzehr (Diabetes, Gicht, Fettleber, Wasserablagerungen, Rheuma, Allergien, Stoffwechselstörungen, Herz- & Kreislauferkrankungen, etc.). Und vor BSE, Vogelgrippe, Gammelfleisch und ähnlichen muss ich mich auch nicht gruseln.

Ich habe mich vor zwei Jahren auf ein veganes, selten auch vegetarisches Leben umgestellt und kann körperlich bislang keine Veränderungen feststellen. Ferner habe ich beim Essen immer ein gutes Gewissen. Und ich esse eigentlich permanent.

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