Goemon5: Blog Tagebuch

Goemon5 in Norway

Goemons Gruseliges Tagebuch

In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.

 Die zeitliche Abfolge folgt übrigens den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden (unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.

Q1/2 2006 Q3/4 2006 Q1/2 2007 Q3/4 2007 Q1/2 2008 Q3/4 2008 2009
Donnerstag

30.10.2008

Raub und Mord - Teil 2

Wie wir am 18. Oktober bereits feststellten, wird die Arktis spätestens 2030 endlich eisfrei sein, wodurch ein komplettes Ökosystem verloren geht. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft werden bedeutend größer sein als der Furz von Rezession der momentan den Markt umschleicht. Niemand kann sagen wie schlimm es wirklich wird, aber es werden definitiv einige ökologische Prozesse ausfallen (Nahrungsnetz, Schlüsselart, Strömungssystem) und ohne ein gerichtetes Umdenken der verursachenden Bevölkerung (du und ich) ist keine Besserung zu erwarten. Wenn man nun ein Ökosystem von der Größe des Nordpolarmeeres vorsätzlich vernichtet, hat man schon ein gewaltiges Stück Schaden angerichtet, aber diese destruktive Kraft lässt sich, Industrialisierung sei Dank, noch überbieten.

Des Eisbergs Spitze
Wie oben gesehen, bewegt sich die Welt schneller als ehedem prognostiziert wurde, wodurch die radikale anthropogene Alteration dieser Erde allen früheren Klimamodellen davon läuft. Selbiges besagt auch der Living Planet Report 2008, der nun vom WWF veröffentlicht wurde. Entwaldung, Klimawandel und Umweltverschmutzung wurden in den letzten Jahren extrem beschleunigt und wenn der Verbrauch von Natur so rasant weitergeführt wird, brauchen wir spätestens 2035 ganze zwei Planeten Erde, um die Versorgung mit Energie, Nahrung und Fläche zu decken. Vielleicht ist es einigen von euch entgangen, daher sage ich es noch mal ganz deutlich: wir haben keine zweite Erde. Uns bleibt kein zweiter Versuch. Wenn wir in dreißig Jahren feststellen, dass wir unseren einzigen Globus verramscht haben, gibt es keine Quickload-Taste, die uns zum Problemursprung zurückführen könnte!

Der "Living Planet Index", der die Biodiversität widergeben soll, ist in nur 35 Jahren um gut ein Drittel gefallen. Das heißt, bei gleich bleibender Entwicklung wird in zwanzig Jahren die mitteleuropäische Kulturlandschaft nur noch aus Fichten, Kiefern, Ulmen, Rehen und Wildschweinen bestehen. Den eigentlich typischen Artenbestand Europas gibt es dann nur noch im Zoo. Gut, der "Living Planet Index" ist nicht gerade die beste Möglichkeit zur Abschätzung von Biodiversität. Er beinhaltet nämlich nur etwa 1313 Wirbeltierarten und ignoriert somit die oft wesentlich stärker Index-wirksamen Mikroorganismen, Mollusken und Insekten, sowie die eigentliche Abundanz, welche für die langfristige Stabilität des Genpools wichtig ist. Unter Einsatz jener Indikatoren sähe das Gesamtbild noch ein ganzes Stück schlechter aus. Dieser Umstand macht deutlich, wie optimistisch der WWF eigentlich in die Zukunft schaut.

Kampf um Aufmerksamkeit
Während nun Aktivisten und Wissenschaftler Indizien für den Klimawandel suchen und Vorschläge für einen politisch-gesellschaftlichen Wandel unterbreiten, kann sich unsere Obrigkeit nicht einig werden, aus welcher Entfernung sie das Thema eigentlich betrachten will. Wie auf einen kranken Hund schaut die Gemeinschaft auf die Materialisierung des ungezügelten industriellen Wachstums. Erst gestern verkündete Umweltminister Sigmar Gabriel, wie sehr sich CDU und CSU gegen eine Neuverhandlung der Atomendlager sträuben. Man scheint das Problem auf die nächste Legislaturperiode verschieben zu wollen. Ist ja auch nicht dringend, schließlich befinden sich unsere hoch radioaktiven Abfälle sicher verwahrt im löchrigen Gorleben, das mit uns alle paar Monate mit lustigen Botschaften von Lecks und Uranseen erfreut. Fast könnte man es als verantwortungslos bezeichnen, Kernkraft zu forcieren und gleichzeitig keinen Gedanken an die Langzeitfolgen zu verschwenden. Kernkraft ist somit das Paradebeispiel moderner Energiepolitik. Funktioniert, sieht gut aus, prima!

PS.: Ich weiß, dass ich viele Leser mit einem derart globalen Thema in einer mentalen Lethargie antreffe, aber wer wenn nicht ich sollte bei Cynamite die Vertretung internationaler Interessen übernehmen? Ihr könnt meine Blogs gern negativ bewerten, davon kann ich eh niemanden abhalten, aber das Problem besteht weiterhin, was dazu führt, dass ich weiterhin darüber berichte. Die Botschaft muss omnipräsent werden: Die Welt steht am Abgrund und wir müssen uns umstellen, um sie zu retten. Denn dies liegt sehr in unserem Interesse.

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