In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.
Die zeitliche Abfolge folgt übrigens
den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden
(unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten
sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.
Dienstag
21.10.2008 |
StichprobenstreuungZwar stufe ich mich nach völlig objektiver Selbsteinschätzung als mathematisches Genie ein, das Korrelationsparabeln im Kopf berechnet und den Wahrscheinlichkeitsfaktor zum Eisprung diverser nordsiamesischer Breitschwanzflusskrebse auf der Rückseite einer Serviette kalkuliert, jedoch fechte ich mit statistischen Betrachtungen seit jeher massive Konfliktsituationen aus. Zum Beispiel erdulden stochastische 9% aller Männer eine Rot-Grün-Sehschwäche, obwohl sich in meinem Bekanntenkreis kein einziger derart sehgestörter Mann tummelt. Gut, meine Stichprobengröße befragter Personen beträgt nur etwa 31, da kann schon mal jemand durchs Raster fallen.Wenn ich mich recht erinnere, mutmaßte Microsoft seinerzeit, dass Windows XP nur noch bei etwa 10% seiner Anwender zu unbegründeten Blue Sreens während des Bootvorgangs führen würde, bei weniger als 5% der Systemstarts. Doch auch nach zahlreichen System- und Virusprüfungen empfing ich meinen geliebten Blue Screen bei fast jedem Bootvorgang. Erst nach mehrmaliger Neuinstallation verschwand das Problem. Wenn ich die statistische Streuung beachte, müssten entsprechend neun andere Windows-Opfer bei dreijähriger Benutzung nur einmal durch Microsofts Scanprogramme aufgehalten worden sein, was mich natürlich freut. Heute ergab sich ein ähnlich geartetes Problem mit meiner neuen Armbanduhr.
Die "Atech Navigator" mit Höhenmesser und Kompass versagte mir
just in dem Moment ihren Dienst, als ich einmal den Kompass gebraucht hätte.
Sie gab dann ein durchdringendes Pfeifen von sich, was in jener Situation nur
auf einer diametralen Ebene lustig war. Schließlich war ich an besagtem
Abend im Theater. Es war gar nicht so einfach, meinem eigenen Gesicht dieselbe
Empörung über den Störlaut aufzusetzen, die sich in den Gesichtern
vieler anderer Theaterbesucher manifestierte. Das Dilemma erinnert mich stark an letztes Jahr, als ich einen Sat-Receiver gekauft und innerhalb von drei Wochen fünfmal umgetauscht habe. Irgendwie habe ich immer das zweifelhafte Vergnügen die Montagsmodelle und Fehlproduktionen abzugreifen. Lotto brauche ich mit dieser statistischen Anpassung daher gar nicht erst spielen! Wer weint schon um Millionen? (2)Deutschland bereitet immerhin 470 Milliarden Euro für die Rettung seiner Banken vor. Eine hübsche Zahl, die sicherlich Anklang finden wird. Doch hat die Bankenkrise auch ihre guten Seiten. Sie bildet eine fantastische Universalausrede wenn es um die Finanzierung internationaler Projekte geht. Gestern tagten in Luxemburg die Umweltminister Europas, wobei das EU-Klimapaket diskutiert wurde, welches bereits im Dezember zur Verabschiedung ansteht. Besonders Italiens Stefania Prestigiacomo erregte sich über den hohen Kostenfaktor angesichts der ohnehin angespannten Wirtschaftslage. Die Unternehmen ihres Landes müssten jährlich etwa 25 Mrd. Euro aufwenden, was die Forderungen der EU-Klimakonferenz "unerträglich" mache. Nun geht die EU-Kommission zwar von neun bis zwölf Milliarden aus, aber wer wie Italien die PISA-Studie regelmäßig als Schlusslicht beleuchtet, kann sich da schon mal verschätzen! Jedenfalls will Rom bis Dezember das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" des vorgeschlagenen Pakets erneut prüfen. Wenn man dabei die Auswirkungen aktueller Klimaveränderungen auf die immense Küstenlinie Italiens berücksichtigt, nebst der rund 17.000 Asylsuchenden, die bereits jetzt jährlich aus Afrika ins Mittelmeerland übersetzen, dann sollte die Entscheidung nicht schwer fallen... Derweil meldet auch Polen Diskussionsbedarf an und droht wie sein Vorredner mit einem Veto gegen den Gesetzentwurf. Wie man sieht, hat sich das Land der Taschen- und Autodiebe sehr gut in seiner europäischen Gemeinschaft eingelebt, was wohl bald zu einem herrlichen Stillstand in der Entwicklung dieses Staatenpotpourris führen dürfte. Schließlich blocken die Polen nicht zum ersten Mal dieses Jahr wichtige Entscheidungen. Einen langfristigen Nutzen bleiben sie uns heute aber schuldig, denn wenn der Winter ausbleibt, finden die vielen "umgelagerten" Winterreifen und Schneeketten wohl keinen Absatz mehr, wodurch Polens Wirtschaftskraft weiter sinkt. Wie gesagt, alles Peanuts. 470.000.000.000 Euro. Weil die Bank immer gewinnt. |

