Goemon5: Blog Tagebuch

Goemon5 in Norway

Goemons Gruseliges Tagebuch

In dieser Ecke werde ich in unregelmäßigen Abständen (sobald ich eine Eingebung habe und über die Zeit verfüge dieser zu folgen) markante Erlebnisse meines bescheidenen Lebens niederschreiben.

 Die zeitliche Abfolge folgt übrigens den geologischen Regeln: die ältesten Daten befinden sich im liegenden (unten) und da die Geschichten teilweise aufeinander aufbauen, sollten sie von unten nach oben gelesen werden.
Texte von 2006 und 2007 befinden sich hier.

Q1/2 2006 Q3/4 2006 Q1/2 2007 Q3/4 2007 Q1/2 2008 Q3/4 2008 2009
Mittwoch

1.10.2008

Arbeitssuchend und dennoch voll im Stress

Ab heute bin ich wieder als freie Ware auf dem Arbeitsmarkt verfügbar. Meine Anstellung im Dia-Express endete mit dem gestrigen Tag aus bereits besprochenen Gründen der mentalen Unterfütterung. Einerseits bin ich nun offen für jegliche Aktivitäten der kommerziellen Ideologien Dritter, andererseits stehe ich spontan in finanzieller Bedrängnis, weil ich fortan kein Gehalt mehr beziehe, was in der Situation nur folgerichtig ist. Zum Behufe der Einkommenssicherung sprach ich daher erneut bei der Agentur für Arbeit vor, schon um einen qualitativen Abgleich zur Ausbildung der dortigen Angestellten zu treffen.
Als ich letztes Jahr dort meinen Status als Arbeitssuchender Akademiker geltend machen wollte, schickte man mich nach halbstündiger, intensiver, für die Bürokraten geradezu schmerzhafter Überlegungsphase erleichtert weiter in Richtung des Amtes für Grundsicherung. Schließlich hatte ich als junger Akademiker nach einhelliger Meinung der vor Aktivitätswut beinah bewusstlosen Beamten noch nie gearbeitet, was mich quasi unvermittelbar machte. Ich möchte jetzt gar nicht weiter auf die anschließende Odyssee durch das deutsche Agenturendrama und meine Weiterbildung zum Plätzchenstecher referieren, sondern lobe sogleich die enorme Weiterbildungs- und Motivationkraft der Angestellten in der Agentur für Arbeit. Nicht nur wurde ich gestern umgehend an einen Sachbearbeiter weitervermittelt, man schien sich sogar um eine Festanstellung meiner Person bemühen zu wollen. Einen Termin zur Arbeitsvermittlung gab man mir gleich heute, was ich gerne annahm.

Die Familienkasse Frankfurt erfreut uns derweil auf postalischem Wege mit einem verwaltungstechnischen Kalauer. Laut Anschreiben hat meine Mutter es versäumt, den letzten Brief korrekt zu beantworten und fehlende Unterlagen nachzureichen. Die Pointe liegt im letzten Satz verborgen, Zitat: "Sollten Sie innerhalb der genannten Frist nicht antworten, wird nach Aktenlage entschieden und die Zahlung von Kindergeld ggf. abgelehnt." Als seit über einem Jahr exmatrikulierter Bevölkerungsteilnehmer und besonders im Alter oberhalb der 28-Jahre-Grenze kann ich meiner Mutter keinen wie auch immer gearteten Anspruch auf Kindergeld zutragen. Wir erhalten auch seit zwei Jahren keines mehr. Aber was der Bundesagentur für Arbeit an Einsatzwillen fehlt, scheint bei der Familienkasse überschüssig zu sein, sodass sie uns in jedem Quartal aufs Neue mit einem sinnfreien Brief belustigt. Wir nehmen die drohende Einstellung der Zahlungen zu Kenntnis und führen den Brief einer umweltfreundlichen Verwertung zu.

Todeskampf der CSU hält an
Leider werden die weiteren Gespräche zur großen Bayern-Koalition ohne die Ikonen Beckstein und Huber auskommen müssen. Denn nachdem Erwin Huber bereits am Montag die Niederlage seines Amtes als Parteichef verkündete, was niemanden wirklich schockierte, zieht sich Günther Beckstein nun ebenfalls aus der Affäre zurück. Die CSU bricht. Gleichsam auseinander und mit viel Elan in den Wahlkübel. Dabei fallen täglich neue Opfer an. Die prominentesten unter ihnen (Beckstein und Huber) stehlen sich aber nicht einfach hinterrücks aus jeglicher am Sonntag ausdrücklich zugesicherter Verpflichtung, sie versuchten zuvor noch einen Großteil ihrer Verantwortung auf den Mann abzuwälzen, der die Union in den vorherigen vier Jahren führte. Und so ganz unrecht haben sie damit nicht, Stoiber hat einfach viel zu große Fußstapfen hinterlassen, als dass die Buben Erwin und Günther sie adäquat ausfüllen könnten.

Nachdem meine beiden Lieblingskasper ihren finalen christlichen Auftritt hatten, müsste ich mir jetzt eigentlich Sorgen um den Zündstoff zukünftiger Politsatire machen, aber erfreulicherweise stehen mit Verbraucherschutzminister Seehofer, Innenminister Herrmann, Wissenschaftsminister Goppel und Fraktionschef Schmid genügend Clowns für eine würdelose Nachfolge bereit. Zur Auswahl stehen demnach: Befürworter von Massentierhaltung und deutscher Komplettrodung, Volksverhetzer gegen Computerspieler, Studenten-Schröpfer und Schüttel-Schorsch. Letzterer ist für die vorhandenen Posten viel zu freundlich, die anderen Kandidaten machen aber eine verheißungsvolle Figur. Bayern wird wohl noch ein paar Monate handlungsunfähig bleiben. Da wollen wir doch den Vermittlungsprozess nicht länger stören und stattdessen mit Beckstein zwei Maß trinken gehen!

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